Überall und jederzeit leicht verfügbare Information, das scheint der Gewinn des digitalen Zeitalters zu sein. Aber die Folgen könnten am Ende ganz anders aussehen und das kollektive menschliche Gedächtnis unabsehbar schädigen. Von Dagmar Henn
In den Jahrhunderten davor standen diese Texte nicht zur Verfügung, weil gerade in Europa die Verbreitung des Christentums mit einer Vernichtung großer Teile der antiken Literatur einherging. Manchmal stößt man dennoch auf Überreste antiker Bibliotheken, weil das beschriebene Material, das aus der Haut neugeborener Lämmer gewonnene Pergament, so kostbar war, dass oft die alte Tinte abgeschabt wurde, um es wiederzuverwenden. Und mit heutigen Methoden ist es möglich, die ursprüngliche Schrift wieder lesbar zu machen. Manchmal wurden Teile antiker Bücher auch verwendet, um Reliquien einzuwickeln. Aber über einen Zeitraum von etwa sechshundert Jahren waren große Teile dessen, was heute als Ausgangspunkt der intellektuellen Tradition des Abendlandes gilt, nur in den islamischen Ländern auffindbar.